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50 Jahre Freundschaft zwischen der Jeanne d’Arc aus Le Coteau und der TVGG Lorsch

Seit nunmehr 50 Jahren bestehen die freundschaftlichen Bande zwischen der Turnabteilung der Lorscher Turnvereinigung und dem Turnverein Jeanne d’Arc aus der französischen Partnerstadt Le Coteau. Als die Franzosen zur Jubiläumsfeier in Lorsch weilten, trafen sich viele alte Bekannte und Freunde aus dem Jahr 1969, als der Freundschaftsvertrag geschlossen wurde. Damals besiegelten der Tvgg-Vorsitzende Kurt Horn den Freundschaftsvertrag mit Bernard Blanchardon, dem Präsidenten der Jeanne d’Arc und überreichte ihm ein Bild der Königshalle. Lorscher und Franzosen feierten den Pakt mit einem Sportfest, einem Tanzabend und zwei Ausflügen, um die Region kennenzulernen. Ziele waren seinerzeit das Auerbacher Schloss und das Schloss in Heidelberg.

Jetzt zur Jubiläumsfeier weilten die deutschen mit 62 älteren und jüngeren französischen Freunden, die alle privat untergebracht waren, auf den Spuren der Gründungsväter. Sie absolvierten eine Altstadtführung in Heidelberg und zeigten sich von der Geschichte und den mittelalterlichen Gebäuden beeindruckt. Den Nachmittag verbrachten sie auf der Freizeitanlage am Sachsenbuckel zu einem Picknick, das ihnen die Pfadfinder zubereitet hatten.

Am Abend trafen sich die Freunde zum sportlichen Miteinander in der GGEW-Sporthalle im Ehlried. Es ist immer ein Höhepunkt für alle beteiligten kleinen und großen Sportler. Das Programm, locker moderiert von Maxima Benucci (Le Coteau) und Michael Gremm (Lorsch), zählte 15 Auftritte, fünf französische Gruppen und zehn deutsche. Es begann mit den Kleinkindern (3-5 Jahre) und ging bis zu den „älteren Mädchen“. Da krabbelten, purzelten, sprangen und tanzten die jüngsten Sportler, hüpften auf dem Boden und über einen Kasten. Es tanzte die Wettkampfgruppe der Lorscher Mädchen im grünen Tütüt zur Melodie der „Eiskönigin“. Da nutzten Gruppen aus beiden Ländern ein Sprungtrampolin zu gewagten Sprüngen und Salti, vorwärts, rückwärts und als Schraube. Am Schwebebalken demonstrierten Mädchen mit akrobatischen Bewegungen die Balance. Französische junge Männer zeigten, als sie aufrecht aufeinander standen, dass man auch so das Gleichgewicht halten konnte. Mit spektakulären Übungen glänzten sie am Barren. Als sie für ihr Abschlussbild einen verletzten Sportkameraden auf einem Stuhl herbeitrugen, gab es Sonderbeifall. „Les Gazelles“ tanzten mit bunten Kugeln und die Gruppe „Jeunes et anciennes se retrouvent“ brillierten im grünlich glitzernden Dress mit Sprüngen auf der Bodenmappe. Eine Frauengruppe der Tvgg (zwischen 50 und 80 Jahre alt) zeigte gymnastische Übungen mit Kleingeräten wie Bälle oder Hanteln. Eine gemischte französische Erwachsenengruppe tanzte mit grotesken Kostümen, die Männer mit Perücke. Es ging fast drei Stunden rund in der Sporthalle. Zahlreiche Helferinnen und Helfer kamen bei den Geräteumbauten ganz schön ins Schwitzen. Andere Tvgg-Mitglieder sorgten für das leibliche Wohl der Turner und Gäste. Begonnen hatte der Turnabend offiziell mit dem Einmarsch der Gruppen, gesäumt von den Fahnen der beiden Sportvereine. Der Turnabteilungsleiter Gerhard Arbes bedankte sich bei der Begrüßung bei allen, die den Verein unterstützt hätten, dazu gehörten auch die anwesenden Gäste, Bürgermeister Christian Schönung, Staatssekretär Dr. Michael Meister und der jüngst gewählte Europaabgeordnete der CDU, Michael Gabler. Während Gerhard Arbes auf den Beginn der Partnerschaft einging, sprach Yannick Couturier, Präsident der Jeanne d’Arc davon, dass zahlreiche Gründer der gegenseitigen Beziehungen schon gestorben seien. Er sei aber überzeugt, dass die Flamme der Freundschaft, auch dank der sozialen Netzwerke, nicht erlöschen möge. Er lud die Lorscher für das kommenden Jahr nach Le Coteau ein. Bürgermeister Christian Schönung lobte die seit 50 Jahren gepflegte Partnerschaft der beiden Sportvereine. Die Stadt beteilige sich gerne an der Finanzierung und hoffe, dass es in der Zukunft so weitergehe. Die Anwesenheit von Staatssekretär Dr. Michael Meister, einem gebürtigen Lorscher, zeige, welche Bedeutung dieses Treffen habe. Sowohl in deutsch als auch in französisch sprach der gewählte CDU-Europaabgeordnete Michael Gahler von einem großartigen Engagement der Bürger. Dieses Engagement sei die Basis für Frieden und Freundschaft. Die einstige Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich gehöre der Vergangenheit an. Gerard Furnon überreichte dem Bürgermeister eine Flasche Schnaps, verbunden mit der Hoffnung, dass die Freundschaft noch lange halten möge.

Am Samstagmorgen wurden die Gruppen vom Magistrat der Stadt Lorsch im Paul-Schnitzer-Saal empfangen. Immer wenn sich die Mitglieder der Turnabteilung der Lorscher Turnvereinigung und die des Turnvereins Jeanne d’Arc aus der französischen Partnerstadt Le Coteau in Lorsch treffen, gehört dies dazu. Das reguläre Treffen fand statt zur Feier des 50jährigen Jubiläums. 1969 war der Freundschaftspakt der Vereine in Lorsch besiegelt worden. Weil so ein Empfang auch immer einen feierlichen Charakter hat, gehören dazu nicht nur die Festreden, auch eine musikalische Untermalung mint Klavier (Petra Weis) und Violine (Sorin-Dan Capatina) wurde dargeboten. Zunächst wurde die französische Hymne (die „Marseillaise“) und danach die deutsche Hymne angestimmt. Den musikalischen Abschluss bildete die Europahymne „Ode an die Freude“. Das Schöne dabei war, dass nach dem instrumentellen Teil alle Teilnehmer gemeinsam die Hymnen mitsangen. Sowohl „Allons enfants de la Patrie“, als auch „Einigkeit und Recht und Freiheit“ klangen durch den Saal und danach ebenso jetzt in 2 Sprachen „Freude schöner Götterfunken“ bzw. „Joie, belle étincelle divine“. Damit setzten die beiden Vereine einweiteres Zeichen für ihre 50-jährige freundschaftlich Verbundenheit. Bürgermeister Christian Schönung begrüßte die Gäste und lobte dabei die geleistete Arbeit der beiden befreundeten Vereine im Sinne einer Partner- und Patenschaft. Auch deshalb sei die Tvgg im Jahr 2011 mit dem Europapreis ausgezeichnet worden. Er hielt seine Rede nicht nur in deutscher, sondern auch frei in französischer Sprache. Wenn es dabei auch hin und wieder etwas holprig klang, so nahm ihm das niemand übel, wie der Beifall der Gäste zeigte. Die Freundschaft bestehe generationenübergreifend. Trotz des Wechsels von Personen in Rathäusern und Stadtparlamenten bestehe eine intensive Freundschaft zwischen Lorsch und Le Coteau. Er schätze diese Verbindung persönlich und sei auch schon mehrmals in Le Coteau gewesen. Die Turnvereinigung sei der wichtigste Motor der Partnerschaft. Schönung blickte zurück auf den vor 63 Jahren geschlossenen Élysée-Vertrag, den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, geschlossen zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle. Er gilt als Fundament der Freundschaft zwischen beiden Staaten. Die jährlichen Treffen zwischen den beiden Vereinen Jeanne d’Arc und der Turnabteilung der Lorscher Turnvereinigung zeugten von Lebendigkeit und Zuneigung. Der Bürgermeister ging kurz auf einige Ereignisse des Jahres 1969 ein. In den vergangenen 50 Jahren seien persönliche und familiäre Freundschaften entstanden. Das habe bei einem vergangenen Treffen auch Le Coteaus Bürgermeister Jean-Louis Desbenoit bestätigt. 50 Jahre seien ein halbes Jahrhundert, hob der Bürgermeister hervor. „Aber wer macht schon gerne halbe Sachen“, fragte er, und wünschte noch ein weiteres halbes Jahrhundert der Freundschaft. Gerhard Arbes, Leiter der Turnabteilung, versicherte dem Bürgermeister, dass der Empfang der deutsch-französischen Delegationen eine Ehre sei und ein Zeichen der Anerkennung, dass sich die Turner einsetzten für die Freundschaft mit Le Coteau und für den Frieden in Europa. Nur durch echte Völkerfreundschaft könne dieser Frieden auf Dauer bestehen. Arbes bedankte sich bei der Stadt für die finanzielle Unterstützung. Anita Schulz übersetzte die Rede, so wie sie es an den drei Tagen der Jumelage bei allen Anlässen machte. Als kleine Anerkennung erhielt der Bürgermeister nicht nur ein weißes T-Shirt mit den Symbolen der Vereine Tvgg Lorsch und Jeanne d’Arc Le Coteau und der Aufschrift „Jumelage 1969-2019“ und einen von Elke Engelhardt zusammengestellten Bildband mit Fotos der Freundschaft der beiden Vereine aus den vergangenen 50 Jahren. Yannick Couturier, Präsident der Jeanne d’Arc, erinnerte daran, dass die ältere Generation als „verrückt“ bezeichnet worden sei, als sie die Partnerschaft mit Lorsch eingegangen seien. Diese Freundschaft habe aber 50 Jahre gehalten und er hoffe, auf die kommenden 50 Jahre. Wie seine Vertreterin Eliane Barnay übersetzte, müsse es die nächste Generation schaffen, die wunderbaren Augenblicke der Freundschaft zu erhalten. Er mache sich darüber keine Sorgen, auch weil das über soziale Netzwerke funktioniere. Anita Schilz übersetzte den Part von der Freundschaft, die geholfen habe, den Krieg zwischen den Völkern zu überwinden und die Freundschaften zu pflegen. Dadurch sei die Europäische Union entstanden. Yannick Couturier überreichte dem Bürgermeister ein kleines Weinpräsent in Anerkennung der gezeigten Unterstützung. Gerard Fournon, Sprecher der Gründergeneration sprach mit bewegter Stimme ein Grußwort und überreichte Christian Schönung zur Erinnerung eine Metalltafel mit den eingeschnittenen Worten: „1969 – 2019, Jumelage, J. d’Arc, Tvgg“ und den beiden Vereinswappen. Mit einem Glas Sekt und Häppchen wurde der Empfang beendet. 
Der Nachmittag stand für alle zur freien Verfügung und am Abend trafen sich alle Teilnehmer zur Feier der Jumelage bei Tanz und Musik in der Turnhalle. Da diese Feier auch gleichzeitig den Auslang des Treffens einläutete, schwang da auch schon ein bisschen Wehmut mit. Das zeigte sich dann so richtig bei der Abfahrt der Franzosen am frühen Sonntagvormittag. Da floss schon die eine oder andere Träne. Alle hatten aber versprochen, sich im kommenden Jahr in Le Coteau wiederzusehen. Das Schöne an der Verbindung zwischen den beiden Vereinen, die sich im Wechsel alle zwei Jahre gegenseitig besuchen, ist die im Laufe der Jahre gewachsene Freundschaft und die Tatsache, dass darin jedes Alter eingebunden ist.